Darmkrebs­vorsorge & Darmspiege­lung
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Darmkrebsvorsorge & Darmspiegelung

Die Häufigkeit von Darmkrebs ist in Deutschland rückläufig. Zu verdanken ist dies maßgeblich der Darmspiegelung zur Darmkrebsvorsorge.

Definition

Darmkrebs entsteht im Allgemeinen aus gutartigen Wucherungen der Darmschleimhaut (Adenomen, Darmpolypen), die sich zu bösartigen Veränderungen (Karzinomen) entwickeln können. Diese sogenannte Adenom-Karzinom-Sequenz ist ein Prozess, der bis zu zehn Jahre dauern kann und in aller Regel lange Zeit unbemerkt bleibt. Allerdings können die auftretenden Krebsvorstufen, die sich üblicherweise im Dickdarm (Kolon) oder im Mastdarm (Rektum) bilden, durch geeignete Untersuchungsverfahren wie beispielsweise einer Darmspiegelung entdeckt werden.

Infolge der langsamen Entwicklung von Darmkrebs aus Darmkrebsvorstufen ist eine effektive Darmkrebs-Früherkennung möglich. Ergeben sich bei den Früherkennungsuntersuchungen Hinweise auf verdächtige Veränderungen im Darm, so können diese im Rahmen einer Darmspiegelung (Koloskopie) diagnostiziert und zugleich entfernt werden. Dadurch wird die Krebsgefahr in aller Regel gebannt. Die Darmkrebs-Früherkennung wird somit zur Darmkrebsvorsorge.

Die Häufigkeit der Tumorerkrankung ist bereits seit Jahren rückläufig. Zurückzuführen ist dies vor allem auf das gesetzliche Früherkennungsprogramm (insbesondere der Vorsorgekoloskopie seit 2002).

In Deutschland erkranken pro Jahr rund 32.000 Männer und knapp 26.000 Frauen an Darmkrebs. Damit ist der Darmkrebs hierzulande die zweithäufigste Tumorerkrankung bei Frauen und die dritthäufigste Tumorerkrankung bei Männern.

Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter, mehr als die Hälfte der Fälle von Darmkrebs treten jenseits des 70. Lebensjahrs auf. Etwa zehn Prozent der Betroffenen erkranken vor dem 55. Lebensjahr.

Bei der Entstehung von Darmkrebs kommt es aufgrund von Genveränderungen (Mutationen) zur Entartung von Zellen der Darmschleimhaut. Als Folge dieser Mutationen geht die normale Wachstumskontrolle verloren und die Zellen beginnen zu wuchern. Es bildet sich ein Tumor, der in die Darmwand sowie Blutgefäße oder umliegendes Gewebe hineinwachsen kann. Dabei können sich bösartig veränderte Zellen aus dem Tumorgewebe ablösen und in anderen Körperregionen neue Tumore (Metastasen) ausbilden.

Warum sich im einzelnen Fall ein Darmkrebs entwickelt, ist in aller Regel nicht festzustellen. Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, ist erhöht, wenn bereits bei Verwandten ersten Grades eine Darmkrebserkrankung diagnostiziert wurde. Zudem gibt es Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa, die mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko assoziiert sind.

Das Hauptwarnzeichen für das Vorliegen von Darmkrebs ist Blut im Stuhl. Auf die Erkrankung können außerdem veränderte Stuhlgewohnheiten hindeuten, also beispielsweise ein Wechsel von Verstopfung und Durchfall sowie häufiger Stuhldrang ohne Stuhlentleerung. Hellhörig sollte man auch werden, wenn häufig ein bleistiftdünner Stuhl abgesetzt wird.

Zu den Darmkrebssymptomen gehören ferner wiederholte krampfartige Bauchschmerzen, laute Darmgeräusche, anhaltende Blähungen, übelriechender Stuhlgang und tastbare Verhärtungen im Bauchraum. Auch wenn es zu Allgemeinsymptomen wie Leistungsabfall, ungewohnter Müdigkeit sowie unbeabsichtigtem Gewichtsverlust kommt, ist stets an eine Krebserkrankung als mögliche Ursache zu denken.

Diagnose / Früherkennung

Für die Darmkrebsvorsorge bzw. während der Darmkrebs-Früherkennung werden verschiedene Maßnahmen eingesetzt. Hierzu gehören das Austasten des Enddarms (digitale rektale Untersuchung) sowie der Test auf verstecktes (okkultes) Blut im Stuhl (Okkultbluttest), eine Vorsorgeleistung auf die gesetzlich Versicherte ab dem 50. Lebensjahr Anspruch haben.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen im Rahmen der Darmkrebsvorsorge beim Mann außerdem ab dem 50. Lebensjahr und bei Frauen ab dem 55. Lebensjahr die Kosten für eine Darmspiegelung.

Damit mehr Menschen die Chancen der Darmkrebsvorsorge nutzen, bekommen seit dem 1. Juli 2019 alle gesetzlich Versicherten ab einem Alter von 50 Jahren von ihrer Krankenkasse per Post eine Einladung und Informationen zur Darmkrebs-Früherkennung.

Eine Darmkrebsvorsorge ist auch durch den individuellen Lebensstil möglich. Dabei geht es um das Vermeiden von Risikofaktoren für die Entstehung von Darmkrebs. Hierzu gehören in erster Linie Rauchen und Übergewicht. Aber auch Bewegungsmangel, ballaststoffarme Ernährung, erhöhter Alkoholkonsum sowie der Verzehr von rotem Fleisch können die Entstehung von Darmkrebs begünstigen.

Zur Darmkrebs-Früherkennung kann ein immunologischer Test auf okkultes Blut im Stuhl durchgeführt werden. Der Stuhltest besteht aus einem Röhrchen mit einem integrierten Stick zur Entnahme der Stuhlprobe, die anschließend in der ärztlichen Praxis abgegeben oder per Post zur Analyse an ein Speziallabor verschickt wird. Wird Blut im Stuhl nachgewiesen, sollte der Befund durch eine anschließende Darmspiegelung überprüft werden.

Der Nachweis von Blut im Stuhl bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass Darmkrebs vorliegt. Vielmehr kann der Befund auch andere Ursachen wie Hämorrhoiden, Darmentzündungen oder eine Divertikelkrankheit (Divertikulitis) haben. Ob eine Darmentzündung wie beispielsweise Morbus Crohn oder eine Divertikulitis vorliegt, klärt eine Darmspiegelung.

Darmspiegelung

Auf eine Darmspiegelung ab dem 50. Lebensjahr haben Männer und ab dem 55. Lebensjahr Frauen im Rahmen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms Anspruch. Es ist eine aussagekräftige Untersuchung des Mast- oder des gesamten Dickdarms hinsichtlich der Entdeckung von Darmkrebs. Sind im Rahmen der Untersuchung Adenome als Krebsvorstufe zu finden, so können diese bereits während der Untersuchung entfernt werden, so dass sie sich nicht mehr zu einem bösartigen Tumor entwickeln können. Bei unauffälligem Befund der Darmspiegelung kann diese entsprechend dem gesetzlichen Früherkennungsprogramm nach zehn Jahren wiederholt werden.

Bei Personen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko, bei denen beispielsweise bereits Darmkrebserkrankungen in der Familie bekannt sind, kann eine Koloskopie auch bereits vor dem 50. beziehungsweise 55. Lebensjahr sinnvoll sein. In der Regel sollte dann die Darmspiegelung zehn Jahre vor dem Erkrankungsalter des betroffenen Familienmitglieds durchgeführt werden.

Treten Beschwerden auf, die auf einen Darmkrebs hinweisen, ist zudem unabhängig vom Alter eine Darmspiegelung angebracht, die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.

Für den reibungslosen Ablauf ist das Abführen vor einer Darmspiegelung unbedingt erforderlich. Bei einer Darmreinigung wird der Darm zur Vorbereitung vollständig von Stuhl- und Speiseresten befreit, damit bei der Untersuchung die Darmschleimhaut gut zu sehen ist und korrekt beurteilt werden kann.

Daher sollten schon zwei Tage vor der Koloskopie keine schwer verdaulichen Speisen mehr verzehrt werden. Ca. 20 Stunden vor der Untersuchung sollte die betreffende Person keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen und zur Dick- und Dünndarmreinigung ein Abführmittel, wie eine spezielle Darmspüllösung (z. B. eine Polyethylenglykol-Lösung (PEG)), trinken.

Bei der Darmspiegelung wird vom After aus beginnend das gesamte Dickdarminnere mit einem etwa fingerdicken, biegsamen Schlauch mit Lichtquelle und Kamera am vorderen Ende (Endoskop, Koloskop) ausgeleuchtet und betrachtet (gespiegelt). Dazu wird das Endoskop in den After eingeführt und schrittweise in den Darm vorgeschoben. Beim langsamen Zurückziehen des Instruments kann der Arzt/die Ärztin auf einem Bildschirm die Darmschleimhaut in mehrfacher Vergrößerung betrachten. Erkennt er/sie verdächtiges Gewebe, kann mit einer kleinen Zange, die durch den Schlauch geschoben wird, eine Probe dieses Gewebes entnommen und später unter dem Mikroskop untersucht werden. Krebsvorstufen wie etwa Polypen lassen sich zudem bereits während der Koloskopie mit einer kleinen Zange oder einer Schlinge entfernen.

Die Darmspiegelung wird im Allgemeinen nach der vollständigen Darmreinigung unter einer leichten Sedierung (Dämmerschlaf) des zu Untersuchenden in der Praxis eines Magen-Darm-Arztes/einer Magen-Darm-Ärztin (Gastroenterolog*innen) oder ambulant im Krankenhaus durchgeführt.

Neben der üblichen Darmspiegelung ist in speziellen Fällen auch eine virtuelle Darmspieglung mittels Computertomografie (CT-Kolonografie) oder Magnetresonanztomografie (MRT-Kolonografie) möglich. Dabei werden Schichtaufnahmen des Körperinneren angefertigt und mit speziellen Computerprogrammen zu einem dreidimensionalen Bild des Darminneren aufbereitet. Bei dieser Untersuchungstechnik kann auf das Einführen eines Endoskops in den Darm verzichtet werden. Dadurch ist allerdings die Entnahme von Gewebeproben nicht möglich und verdächtige Areale können anders als bei der herkömmlichen Koloskopie nicht direkt während der Untersuchung entfernt werden.