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Hämorrhoidalleiden

Das Hämorrhoidalleiden ist eine weit verbreitete Gesundheitsstörung und kann erhebliche Beschwerden – vorrangig während des Stuhlgangs – bereiten. Die Behandlung richtet sich nach dem Krankheitsstadium.

Definition

Hämorrhoiden im After hat jeder Mensch. Es handelt sich um ein zirkulär angelegtes, gut durchblutetes, schwammartiges Gefäßgeflecht (Blutkissen, medizinisch Corpus cavernosum recti) am Ausgang des Enddarms. Wie eine Art Schwellkörper kontrolliert es zusammen mit dem Schließmuskel die Darmentleerungen und sorgt zudem dafür, dass der Darm „dicht“ (auch gegenüber Darmwinden) ist. Erweitern sich die Blutgefäße in diesem Gewebepolster, kann sich dieses vergrößern und Beschwerden verursachen. Das Gewebe kann sich zudem knotig verändern und auch zum Teil über den Darmausgang nach außen gedrückt werden. Bei diesen Symptomen spricht der/die Mediziner*in von einem Hämorrhoidalleiden, im Volksmund ist meist nur kurz von Hämorrhoiden die Rede.

Die Ursachen für ein Hämorrhoidalleiden können vielschichtig sein. Es scheint eine gewisse familiäre Veranlagung (genetische Prädisposition) zu bestehen. Darüber hinaus spielen die Stuhlkonsistenz (sowohl zu hart als auch zu weich) und der Prozess der Stuhlentleerung (Defäkation) eine Rolle. Vor allem ein langjähriges, übermäßiges Pressen bei der Defäkation sowie häufige und lange „Toilettensitzungen“ scheinen die Entwicklung eines Hämorrhoidalleidens zu fördern.

Es kommt zudem überproportional oft während einer Schwangerschaft zu vergrößerten Hämorrhoiden und ebenso bei Menschen mit Übergewicht, bei sehr hohem Alkohol- und Kaffeekonsum, beim häufigen Verzehr sehr scharfer Gewürze, beim Missbrauch von Abführmitteln (Laxantien) und auch beim Sitzen auf kaltem Untergrund.

Vergrößerte Hämorrhoiden sind weit verbreitet: jede/r Zweite ist mindestens einmal im Laufe seines/ihres Lebens betroffen. Hämorrhoiden führen in Deutschland zu jährlich 3,5 Millionen Behandlungsfällen mit etwa 40.000 bis 50.000 operativen Eingriffen.

Die Erkrankung tritt gehäuft zwischen dem 45. und 65. Lebensjahr auf. In manchen Beobachtungsstudien sind Männer und Frauen gleich häufig betroffen, doch es gibt auch Befunde, wonach Männer häufiger vergrößerte Hämorrhoiden entwickeln als Frauen.

Die auf Hämorrhoiden zurückzuführenden Beschwerden sind uncharakteristisch und auch bei anderen Erkrankungen der Afterregion in ähnlicher Weise vorhanden. Die Beschwerden korrelieren nicht mit der Größe der Hämorrhoiden. Häufig machen sie sich durch hellrote Blutungen bemerkbar. Diese treten üblicherweise beim Stuhlgang oder kurz danach auf. Weitere mögliche Symptome eines Hämorrhoidalleidens unterschiedlicher Intensität sind Brennen, Nässen, Stechen und Jucken im Analbereich sowie Stuhlschmieren (verschmutzte Unterwäsche). Es kann sich in der Folge auch ein Analekzem ausbilden. Ferner können sich kleine Einrisse im Analkanal bilden, sogenannte Fissuren, die Schmerzen verursachen können. Vergrößerte Hämorrhoiden können sich zudem durch ein Druck- oder Fremdkörpergefühl bemerkbar machen.

Diagnose

Das Hämorrhoidalleiden wird in vier Stadien unterteilt: Ist das vergrößerte Gewebepolster von außen nicht sichtbar, aber bei einer Enddarmspiegelung gut zu erkennen, liegen Hämorrhoiden 1. Grades vor. Kommt es bei der Stuhlentleerung zum Vorfall des Gewebes nach außen (Hämorrhoiden-Prolaps), der sich anschließend spontan zurückbildet, spricht man von Hämorrhoiden 2. Grades. Bildet sich der Vorfall nicht spontan zurück, kann aber manuell zurückgeschoben werden, handelt es sich um Hämorrhoiden 3. Grades und bei einem anhaltenden, nicht manuell zurück zu schiebenden Vorfall um Hämorrhoiden 4. Grades.

Der Verdacht auf Hämorrhoiden ergibt sich im Gespräch zwischen Arzt/Ärztin und Patient*in bei der Schilderung der Symptome des/der Betroffenen (Anamnese). Üblicherweise wird danach gefragt, welche Beschwerden in welchen Situationen auftreten und seit wann die Symptome bereits bestehen.

Es schließt sich in aller Regel eine Untersuchung der Analregion mit Inspektion des Afters und Austastung des Analkanals an, um die Hämorrhoiden zu erfassen und um mögliche andere Ursachen der Symptome auszuschließen.

Gesichert wird das Vorliegen von vergrößerten Hämorrhoiden über eine Enddarmspiegelung (Proktoskopie). Dabei wird ein etwa fingerdicker, mit einer eingebauten Optik und einer Lichtquelle versehener, Untersuchungsschlauch acht bis zehn Zentimeter in den Enddarm eingeführt, so dass der Arzt/die Ärztin die Hämorrhoiden direkt beurteilen und gegebenenfalls schon während der Proktoskopie eine Hämorrhoiden-Behandlung durchführen kann (siehe unten).

Im Rahmen der diagnostischen Abklärung der Symptome kann auch eine sogenannte Rektoskopie mit Vorschieben des Untersuchungsschlauchs bis etwa 25 Zentimeter in den Darm hinein oder eine komplette Untersuchung des Dickdarms (Koloskopie) sinnvoll sein, um andere potenzielle Ursachen der Beschwerden auszuschließen.

Therapie

Das Ziel der Hämorrhoiden-Behandlung ist nicht die Entfernung des Gewebepolsters, da dieses eine wichtige Funktion zum Erhalt der Kontinenz hat. Es geht vielmehr darum, wieder eine normale, also eine physiologische Situation herzustellen, so dass die betroffene Person keine Beschwerden mehr hat.

Die Therapie der Hämorrhoiden erfolgt abhängig vom jeweiligen Krankheitsstadium. In einem frühen Stadium (Hämorrhoiden 1. Grades) reichen häufig bereits allgemeine Maßnahmen aus. Oft sind bereits das Anpassen des Toilettenverhaltens und eine konsequente Stuhlregulierung mit Ballaststoffen erfolgreich. Liegt jedoch ein fortgeschrittenes Stadium vor, so ist eine operative Behandlung meist unvermeidbar.

Meist wird eine lokale Behandlung mit Hämorrhoiden-Medikamenten wie Hämorrhoidensalbe oder Hämorrhoiden-Zäpfchen, aber auch mit Sitzbädern oder Analtampons versucht. Jedoch ist nicht belegt, dass solche Maßnahmen das Hämorrhoidalleiden langfristig heilen können. Die Hämorrhoiden-Medikamenten können allerdings möglicherweise mit den Hämorrhoiden einhergehende, lokale Entzündungsreaktionen lindern. Außerdem kann eine Behandlung mit Salben im Falle eines Analekzems hilfreich sein.

Hämorrhoiden können während der Enddarmspiegelung durch das Einspritzen eines Medikamentes, einer sogenannten Sklerosierungslösung, verödet werden. Dieses Verfahren wird als Sklerosierung bezeichnet. Es ist das Mittel der ersten Wahl bei Hämorrhoiden 1. Grades. Die Sklerosierung muss mehrfach wiederholt werden, wobei nach zwei bis drei Therapiesitzungen die Beschwerden in aller Regel schon deutlich abgeklungen sind.

Alternativ zur Sklerosierung können knotig veränderte Hämorrhoiden während der Enddarmspiegelung mit einem kleinen Gummiring abgebunden werden (Gummibandligatur). Sie bilden sich innerhalb weniger Tage zurück und fallen dann ab. Die Gummibandligatur ist das Therapieverfahren der Wahl bei Hämorrhoiden 2. Grades.

Liegen bereits Hämorrhoiden 3. oder 4. Grades vor, muss die Behandlung in aller Regel operativ erfolgen. Dabei werden vergrößerte Hämorrhoidalknoten chirurgisch entfernt.

Verlauf und Prognose

Der Verlauf vergrößerter Hämorrhoiden ist im individuellen Fall nicht vorherzusagen. Es kann sein, dass es bei der anfänglichen Vergrößerung bleibt, ebenso ist es möglich, dass sich ein Hämorrhoidalleiden mit entsprechenden Beschwerden ausbildet.

Zu bedenken ist aber, dass vergrößerte Hämorrhoiden nach der Behandlung zum Wiederauftreten (Rezidiv) neigen. So entwickeln rund 70 Prozent der Betroffenen nach erfolgreicher Sklerosierung innerhalb von drei Jahren erneut ein Hämorrhoidalleiden. Nach erfolgter Gummibandligatur liegt die Rezidivrate bei 25 Prozent in den ersten vier Jahren. Auch nach Operationen können vergrößerte Hämorrhoiden erneut auftreten.

Deshalb sind Maßnahmen, die vergrößerten Hämorrhoiden vorbeugen können, wichtig, um den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen. Möglich ist dies durch eine konsequente Stuhlregulation. Der Stuhl sollte weich geformt sein und möglichst ohne Pressen entleert werden können. Lange Sitzungen (Zeitung lesen) auf der Toilette sollten ebenso wie das Aufschieben der Stuhlentleerung bei Stuhldrang vermieden werden.

Sinnvoll ist vor diesem Hintergrund eine ballaststoffreiche Ernährung, also der Verzehr von viel Obst, Gemüse und Getreideprodukten sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Ist dies zur Stuhlregulation nicht ausreichend, so können zusätzlich lösliche Ballaststoffe wie beispielsweise Flohsamenschalen (Plantago ovata) hilfreich sein. Sie besitzen eine hohe Wasserbindungskapazität und führen dadurch zu einem weichen, aber geformten Stuhl.

Zu den weiteren Maßnahmen, die vergrößerte Hämorrhoiden vorbeugen können, gehören eine Gewichtsnormalisierung bei Übergewicht und regelmäßige Bewegung. Starkes Pressen, beispielsweise beim Kraftsport, sollte hingegen vermieden werden.